Wirkungsweisen
von Aloe Vera
Ihren Siegeszug trat die stachelige Wunderpflanze in den dreißiger Jahren
unseres Jahrhunderts an, als Röntgenstrahlen erstmals als Therapie gegen Krebs
eingesetzt wurden. Die Patienten erlitten durch die zu hohen Strahlendosen
Haut-verbrennungen, und amerikanische Ärzte legten Aloe Gel oder zerstoßene
Blätter auf die verbrannten Stellen und beobachteten durchschlagende Erfolge in
der Wundheilung. Wissenschaftliche Studien folgten - dabei wurden folgende
Wirkungsweisen von Aloe Vera entdeckt:
wundheilend epithelbildend
blutstillend
schmerzstillend entzündungshemmend herzstimulierend antibakteriell
(Bakterien vernichtend) antimykotisch
(Pilze vernichtend) antiviral
(Viren vernichtend)
antimikrobiell (Mikroben
vernichtend) feuchtigkeitsspendend
auf der Haut heilungsfördernd
auf vernarbtes Gewebe erweiternd
auf Blutgefäße Sehkraftstärkend Immunabwehr
stärkend Zuckerspiegel
regulierend Blutfettwerte
senkend Darm
reinigend Umweltgifte
entsorgend
heilungsfördernd
bei Verbrennungen und Strahlenschäden
Die Pflanze erinnert in ihrer äußeren Form an einen Kaktus, gehört aber zur
Familie der Liliengewächse. Sie gedeiht in subtropischen Zonen, auf Wüstenböden
und ist ein immergrüner Wasserspeicher.
Sie kann viele Monate ohne Regen
auskommen und speichert Wasser in ihren fleischigen Blättern. Somit erkennen
wir schon die hohe Wasserspeicherkapazität, die auch unserer Haut ein
Feuchtigkeitsdepot verleiht.
Von den bisher etwa 300 weltweit bekannten
Aloe-Arten besitzt nur eine nachweislich heilende Eigenschaften - die Aloe
Barbadensis.
Im Jahre 1953 gelang es
dem Forscher und Apotheker Bill C. Coates aus Texas, das Aloe Vera Blattmark
mit Hilfe eines natürlichen Verfahrens ohne Verluste der Inhaltsstoffe haltbar
zu machen, dieses Verfahren ließ er
patentieren und gab es später an Rex Maughan aus Arizona ( Aloe Vera of America
) weiter.
Das in den Aloeblättern enthaltene Aloin wirkt abführend, und so wird
bei qualitativ hochwertigen Produkten in einem schonenden Verfahren das Gel
(Blattmark) aus den Blättern gewonnen und stabilisiert. Die übriggebliebenen
Blatthüllen werden als Dünger wiederverwertet.
Das rasch oxidierende Gel muss
außerdem innerhalb von sechs Stunden nach dem Schnitt verarbeitet werden, weil
die Polysaccharide schnell ihre Wirkung verlieren.
1981 gründeten Anbauer,
Verarbeiter und die führende Aloe-Vera-Industrie den "National Aloe
Science Council" (N.A.S.C.), der Richtlinien für qualitativ hochwertige
Produkte erstellt und ein Gütesiegel vergibt. Dieses Gütesiegel dürfen nur
Produkte tragen, die diesen hohen Qualitätsansprüchen entsprechen.
Wirkstoffe
Bisher konnten Wissenschafter in der Aloe 450 Wirkstoffe nachweisen, und die
therapeutische Vielfalt der stacheligen Wunderpflanze ist aufgrund dieser Fülle
an heilsamen Inhaltsstoffen von keiner anderen Heilpflanze zu überbieten. Nachstehend einige dieser 450 nachgewiesenen Stoffe:
14
Monopoly- und Mucopolysaccharide: Acemannan, Aldopentose, Glucose, Xylose,
Zellulose ...
11
Anthraquinone: Emodin, Aloin, Anthracene, Zimtsäure ...
15
Enzyme: Amylase, Katalase, Kreatin-Phosphokinase, Lipase, Phosphatase ...
13
Mineralstoffe: Calcium, Chrom, Eisen, Kalium, Kupfer, Magnesium, Mangan, Natrium,
Kaliumsorbat ...
13
Vitamine: Vitamin A, B1, B2, B3, B6, B12, C, E, Beta-Carotin, Folsäure ...
27
Aminosäuren: Arginin, Lysin, Prolin, Serin, Cystin, Alanin, Histidin ...
Fettsäuren,
Saponine, Lignine, ätherische Öle ...
usw.
NEUE FORSCHUNGSERGEBNISSE AUS 2021 Welche Heilkraft steckt in Aloe vera und anderen Aloe-Arten?
Vor allem zwei Aloe-Arten werden medizinisch verwendet - Aloe vera (oder Aloe barbadensis, Echte Aloe) und Aloe ferox (Kap-Aloe)
Der bitter schmeckende Trockenextrakt der äußeren Blattschichten beider Aloe-Arten wird bei Verstopfung eingesetzt. Diese Wirkung ist in der Medizin anerkannt.
Der nicht bitter schmeckende Pflanzensaft von Aloe vera und Aloe ferox (und das daraus hergestellte Gel) soll äußerlich angewendet die Wundheilung unterstützen. Bislang gibt es nicht genügend hochwertige Studien, die diesen Effekt belegen.
Hinweisen zufolge könnten Produkte aus Aloe vera und A. ferox bei äußerlicher Anwendung die Symptome bestimmter Hautkrankheiten wie Psoriasis lindern.
Aloe vera wird vielfach auch beworben als "Wundermittel" zur Behandlung einer Vielzahl von Beschwerden und Erkrankungen bis hin zu Krebs (gilt oftmals für die Art Aloe arborescens). Der medizinische Nachweis dafür fehlt allerdings. Aloe-Extrakt der äußeren Blattschichten Die äußeren Blattschichten von Aloe vera und A. ferox liefern den arzneilich anerkannten Trockenextrakt (Extractum aloes), der als wirksamkeitsbestimmende Inhaltsstoffe sogenannte Anthranoide (darunter Aloin) enthält. Der aus Aloe vera gewonnene Trockenextrakt heißt "Curaçao-Aloe", das von A. ferox "Kap-Aloe" (oder Bitter-Aloe).
Anthranoide wirken abführend und anregend auf die Muskelaktivität des Darms. Daher eignen sich die Trockenextrakte in Form von Fertigarzneipräparaten sehr gut zur Behandlung von Verstopfung. Sie werden auch bei Erkrankungen eingesetzt, bei denen ein leichter Stuhlgang gewünscht wird. Das ist etwa bei Analfissuren und Hämorrhoiden sowie nach operativen Eingriffen im Bereich des Enddarms der Fall.
Aloe-Saft oder -Gel des Blattinneren Aus dem nicht bitteren, schleimigen Gewebe des Blattinneren der Aloe stammen der traditionell eingesetzte Saft und das Gel (= der eingedickte Saft). Beide werden von der Lebensmittelindustrie als Nahrungsergänzungsmittel angeboten. Auch die Kosmetikindustrie empfiehlt beispielsweise Aloe vera gegen Pickel und sonstige Hautunreinheiten, etwa in Form von Aloe vera Creme. Ebenfalls erhältlich ist Aloe vera-Shampoo. Es soll etwa bei juckender, trockener Kopfhaut helfen.
Wissenschaftlich noch nicht ausreichend belegt, aber plausibel, ist die Wirksamkeit der Gele bei
entzündlichen Hauterkrankungen
Wunden
Verbrennungen
Sonnenbrand
Erfrierungen
Akne
Insektenstichen
Die enthalten Mehrfachzucker (Polysaccharide), Glykoproteine, Aminosäuren, Mineralstoffe und Salicylsäure scheinen die Wundheilung zu beschleunigen.
Daher bietet der Handel entsprechende Produkte an wie etwa Aloe vera Spray.
Weitere wissenschaftliche Studien sind jedoch notwendig, um die Wirksamkeit der Pflanze in den genannten Anwendungsgebieten zu bestätigen. Der Saft zum Trinken wird meist als Nahrungsergänzungsmittel angeboten. Er wirkt schwach abführend und sollte daher nicht über einen längeren Zeitraum getrunken werden.
Wie wird Aloe vera angewendet? Bei Verstopfung sollten Sie Aloe-Präparate erst dann einnehmen, wenn Quellmittel (wie Leinsamen) und eine Ernährungsumstellung die Darmträgheit nicht beseitigen konnten. Verwenden Sie dann bevorzugt Fertigarzneimittel wie Dragees, Pillen oder Tinkturen aus Ihrer Apotheke. Diese sind sorgfältig zubereitet und enthalten eine standardisierte Konzentration des Extrakts.
Die Aloe vera-Saft-Wirkung ist dagegen zu schwach für eine Verdauungsanregung. Auch Aloe vera-Drink und -Trinkgel enthalten zu wenig abführende Inhaltsstoffe und eignen sich daher nicht als Abführmittel bei Verstopfung. Zur ersten Wundversorgung bei Schnittwunden, Verbrennungen 1. Grades und Sonnenbrand kann der Saft aus den frisch geschnittenen Blättern der Pflanze (auch von Aloe capensis) helfen.
Schneiden Sie die Blätter hierfür auf und lassen Sie den Saft direkt auf die entsprechende Stelle träufeln. Alternativ helfen Salben auf Basis der Heilpflanze.
Welche Nebenwirkungen kann Aloe vera auslösen? Es gibt Berichte über krampfartige Magen-Darm-Beschwerden bei der innerlichen Anwendung von Aloe vera- und Aloe ferox-Produkten. Dann reduzieren Sie bitte die Dosis. Eine leichte Rotfärbung des Urins während der Behandlung mit Aloe ist harmlos. Aufgrund ihrer abführenden Wirkung könnten Aloe vera und A. ferox die Aufnahme und damit die Wirksamkeit von Medikamenten beeinträchtigen, die ebenfalls oral angewendet werden.
Diabetiker, die blutzuckersenkende Medikamente einnehmen, sollten vorsichtig sein: Oral eingenommene Präparate aus Aloe vera und A. ferox können ebenfalls den Blutzuckerspiegel senken.
Die Trockenextrakte reizen die Darmschleimhäute und dürfen daher nicht länger als ein bis maximal zwei Wochen eingenommen werden. Außerdem verliert der Körper bei Langzeitanwendung von abführenden Präparaten viele wichtige Salze (Elektrolyte), was zu Störungen der Herzfunktion und zu Muskelschwäche führen kann. Die äußerliche Anwendung von Aloe vera und A. ferox scheint unbedenklich zu sein.
Was Sie bei der Anwendung von Aloe vera beachten sollten Aloe-Präparate zur innerlichen Anwendung sollten Sie nicht länger als zwei Wochen einnehmen - sonst besteht die Gefahr, dass die Darmschleimhaut überreizt wird und die Darmträgheit erneut auftritt beziehungsweise sich verstärkt.
Die zusätzliche Einnahme von herzwirksamen Medikamenten kann den Verlust an Mineralsalzen gefährlich verstärken. Besprechen Sie daher die kombinierte Anwendung im Vorfeld mit Ihrem Arzt.
Aloe-Präparate sollten bei bestimmten Erkrankungen nicht eingenommen werden Dazu zählen:
Darmverschluss
Blinddarmentzündung
entzündliche Darmerkrankungen (wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa)
Bauchschmerzen ungeklärter Ursache
starke Austrocknungserscheinungen
In der Schwangerschaft und Stillzeit sollten Aloe-Präparate sicherheitshalber nicht eingenommen werden. Auch Kindern unter 12 Jahren wird die Einnahme nicht empfohlen. Wird die Heilpflanze als Nahrungsergänzungsmittel oder in kosmetischen Produkten angeboten, dürfen laut Arzneimittel- und Lebensmittelgesetz auf dem Etikett keine krankheitsbezogenen Aussagen stehen.
Hänsel, R. & Hölzl, J.: Lehrbuch der pharmazeutischen Biologie, Springer Verlag, 2013 National Center for Complementary and Integrative Health (NCCIH): " Aloe Vera", unter: www.nccih.nih.gov (Abruf: 11.11.2020)